Zerwühltes Bett auf dem ein aufgeklapptes Buch liegt

Fremd unter Menschen – aber dafür bei sich

Über das Gefühl, nicht dazuzugehören, und wie Stille, Kreativität und Glaube helfen, innerlich Heimat zu finden.

Wenn man überall ist – nur nicht angekommen

Manchmal sitze ich zwischen Menschen, höre Gespräche, sehe Lächeln, und fühle mich, als würde ich da überhaupt nicht dazugehören. Ich nehme alles wahr, jedes Detail in Mimik und Gestik, jede Stimmung – nur keinen Platz, an dem ich wirklich hineinpasse. Ich kann funktionieren, reden, mitlachen. Aber tief drin ist da oft diese Müdigkeit, dieses Bedürfnis nach Stille, nach Echtheit. Vielleicht kennst du das.

Das leise Bedürfnis nach Rückzug

Wenn ich von der Arbeit komme, will ich meistens einfach nur noch allein sein. Kein Smalltalk, keine Geräusche, kein „Wie war dein Tag?“. Nur ich, höchstens mein Kater, eine Tasse Tee – und endlich dieses Durchatmen. Ich mag die Nacht, weil sie still ist. Weil die Welt dann nicht mehr erwartet, dass ich fröhlich bin oder performe.
Und ich mag schlechtes Wetter, weil es mich entschuldigt, drinnen zu bleiben. Manchmal denke ich: Ich funktioniere besser, wenn die Welt ein bisschen leiser ist.

Zugehörigkeit und das stille Anderssein

Es ist komisch, wie sehr man sich nach Zugehörigkeit sehnt – und gleichzeitig ständig die Flucht in die eigene Stille sucht. Ich habe lange gedacht, mit mir stimmt etwas nicht. Dass man „so“ nicht sein sollte – zu ruhig, zu nachdenklich, zu empfindsam. Aber irgendwann habe ich verstanden: Es ist keine Schwäche, sensibel zu sein. Es ist einfach eine andere Art, zu leben und zu fühlen. Man sieht tiefer. Man hört Zwischentöne. Man spürt Dinge, die andere vielleicht übersehen.

Gott hat dich genau so gemeint

Ich glaube, dass Gott uns genau so gemeint hat. Dass es Menschen braucht, die leise sind, die bewahren, die Schönheit wahrnehmen, bevor sie vergeht. Die lieber zuhören als übertönen.

Mose war so jemand. Er fühlte sich nicht stark oder wortgewandt genug für Gottes Auftrag – er sagte sogar: „Ich bin schwerfällig im Reden und unbeholfen mit der Zunge.“ (2. Mose 4,10)
Und doch war gerade er derjenige, durch den Gott sein Volk führte. Nicht, weil er laut oder mutig war, sondern weil er sich führen ließ.

Auch Jesus suchte immer wieder die Stille. Er zog sich in die Einsamkeit zurück, um mit seinem Vater zu sprechen, um Kraft zu schöpfen, bevor er wieder unter Menschen ging.
Vielleicht liegt genau darin ein Geheimnis: Dass Rückzug kein Mangel ist, sondern ein Ort der Begegnung.

Wir müssen nicht lernen, „mehr“ zu sein. Sondern echt zu bleiben – auch wenn das bedeutet, anders zu wirken. Denn Gott gebraucht nicht den Lautesten, sondern den, der ihm zuhört.

Kreativität als Ort der Rückkehr

Für mich ist das Schreiben und Gestalten so ein Ort geworden, an dem ich „bei mir“ bin. Wenn ich Papier in die Hand nehme, Linien ziehe, Worte finde, dann falle ich zurück in etwas Echtes. Da muss ich nichts erklären oder anpassen. Da darf ich einfach sein, einfach machen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich chartopola gegründet habe – weil ich glaube, dass Papier, Stille und Handwerk einen Platz schaffen, an dem man sich selbst wiederfindet. Ein Stück Heimat im eigenen Inneren.

Dein Platz in der Stille

Vielleicht ist das ja auch dein Ort – dein Journal, dein Skizzenbuch, deine kreative Ecke. Dort, wo du schreiben oder kleben oder einfach still dasitzen kannst, ohne dass jemand etwas von dir will. Dort, wo du wieder spürst, dass du nicht falsch bist, nur weil du anders bist.

Wenn du dich fremd fühlst …

Wenn du dich also das nächste Mal fremd unter Menschen fühlst, geh einen Schritt zurück. Atme. Nimm dir Raum. Mach dir eine Tasse Tee, zünde eine Kerze an, schreib ein paar Zeilen. Nicht für die Welt, sondern für dich. Manchmal genügt das, um sich wieder zu erinnern: Du gehörst dazu – nur eben auf deine Weise.
Still. Wahr. Ganz.

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